Man nimmt an, daß die Kirche in Frömern wie die Mehrzahl der heutigen Pfarreien im Kreis Unna in der Zeit nach 1000 gegründet wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörten die Dorfbewohner zur Urpfarrei Unna, die etwa um das Jahr 800 entstand und das Gebiet zwischen Lippe und Haarstrang umfaßte. Im 12. Jahrhundert errichteten die Lehnsherren in Frömern, die Grafen von Arnsberg, wahrscheinlich eine erste Kirche. Sie blieb bis 1340/50 in ihrem Besitz. Ein erstes schriftliches Zeugnis, aus dem sich die Existenz einer Kirche in Frömern herleiten läßt, stammt aus dem Jahre 1210. In dieser Urkunde wird erstmals ein Geistlicher namens Lambertus, plebanus de Wuroneburen erwähnt. Das Kirchdorf Frömern mit den Bauernschaften Kessebüren und Ostbüren wurde bis ins 13. Jahrhundert Buren genannt. 1210 wird für Frömern die eigene Bezeichnung Wuroneburen erstmals urkundlich erwähnt. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entwickelte sich der Ortsname über Vroneburen, Vronebern bis hin zu Frönbern, das sich letztendlich zu Frömern abschliff.
1537 übernahm Heinrich von Steinen, seit 1529 Klosterbruder in Scheda, die Pfarrei. Er predigte seiner Gemeinde die Lehren Luthers und bewirkte, daß Frömern sich als erste Gemeinde im Umkreis gegen den Widerstand des Klosters Scheda öffentlich zur Augsburgischen Konfession bekannte. Heinrich von Steinen ist der Begründer einer Dynastie von Pfarrern, die über Jahrhunderte hinweg in Frömern und in Lünern wirkten. Berühmtester Sohn dieser Familie ist der Historiker Johann Dietrich von Steinen (1699 - 1759), Verfasser des ersten Standardwerkes zur westfälischen Geschichte. Er wurde 1727 Pfarrer in Frömern.
Am 29. November 1545, dem 1. Adventssonntag, wurde der erste protestantische Gottesdienst in Frömern mit einer Predigt, Kirchenliedern von Luther und der Feier des Heiligen Abendmahls mit Brot und Wein gefeiert.Der erste Advent ist daher für die Kirchengemeinde Frömern ein besonderer Tag. Zweimal, 1727 (für Johann Dietrich von Steinen) und 1865 (für Carl Ernst Buschmann) wurde er auch für die Pfarrereinführung gewählt. Am 22. Mai 1934 wurde dann die Reformation bewahrt, indem sich die Kirchengemeinde mit Pfarrer Albrecht Bartels der "Bekennenden Kirche" zuordnete und den völkischen "Deutschen Christen" eine Absage erteilte.Heute bedeutet für uns die Reformation nicht Abgrenzung, sondern Zusammenführung unter dem Worte Gottes.
Betritt man das Gotteshaus durch das Eingangsportal im Turm, so gelangt man in die Turmhalle. An der rechten Seite befindet sich die Gedenkwand, für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege aus dem Kirchspiel Frömern. Die kleine Holztüre linksseitig verschließt den Zugang.
Durch die Doppeltür gelangt man, unter der Orgelempore hinweg, in den Kircheninnenraum. Dieser stellt sich dem Betrachter als angedeutete dreischiffige Halle mit abschließendem Chor dar. Vorbei an der Tür, die zum südlichen Emporenaufgang führt, gelangt man zum Chor, in dem sich der Altarraum befindet. Tisch, Taufschalenhalter und Kanzel sind heute in Holz gearbeitet. Bis zur Neugestaltung des Altarraumes im Jahre 1968 waren Altar, Kanzel und Taufbecken aus Stein.
Hinter dem Altar, an der Bogenwand des Chores angebracht, befinden sich seit Januar 1995 zwei Bronzetafeln, die in (bisher) sechs Stationen den Kreuzweg Christi zeigen. Diese zeitgenössischen Darstellungen des verstorbenen Künstlers Ernst Oldenburg aus Kessebüren sind unvollendet.
„Temeke – Frömern“
Über eine Gemeinde-Partnerschaft nach Tansania
1. Wo liegt Temeke?
Temeke ist ein Stadtteil von Daressalaam (übersetzt: Hafen des Friedens), der größten Stadt Tanzanias, an der mittleren Ostküste Afrikas. Die Insel Sanzibar ist eine Schnellbootstunde östlich vorgelagert. Beides gehörte während der Kolonialzeit zu Deutsch-Ost-Afrika.
Daressalam ist heute einer der am schnellsten wachsten Megacities mit mehr als 6 Mio. Einwohnern
Mit mehr als 15% Wirtschaftswachstum in 2012 gilt Tanzania als eines der aufstrebenden Länder Afrikas.
2. Wie kam es zu dieser Partnerschaft?
Der Kirchenkreis Unna beschloss 1986 in Gegenseitigkeit die Partnerschaft mit Dar es Salaam. Bischoff Sendoro und Superintendent Meyer hatten sich - jeweils mit Gefolgschaft - gegenseitig besucht. Da Partnerschaften auch Menschen und Inhalte benötigen, wurde diese Partnerschaft auf die Gemeinden herunter gebrochen. Pfarrer Kitale (Temeke) und Pastor Janzen (Frömern) waren so die ersten, die 1990 die Partnerschaft auf Gemeindeebene vereinbarten.
Heute gibt es insgesamt 7 Gemeinden aus dem Kirchenkreis Unna mit Partnern in Dar es Salaam.
3. Was passiert in der Partnerschaft, wie wird die Partnerschaft gelebt?
Teilen, wer wir sind – und was wir haben. So einfach ist der Leitsatz geschrieben, aber nicht gelebt. Durch deutsches Kolonialdenken geprägt, sehen sich viele in DE in der Geberrolle. Dies soll gezielt nicht so sein, auch wenn es schwerfällt. Partnerschaft auf Augenhöhe bedeutet, sich zunächst kennen zu lernen, in Ähnlichkeiten und aller Unterschiedlichkeit.
Verabredete Formen der Begegnung und des Austausches.
Die Besuche sind am nachhaltigsten, weil diese neben dem persönlichen Kennenlernen auch die tiefsten Spuren hinterlassen. Dies erfolgt durch gemeinsames Leben bei gegenseitigen Besuchen, jeweils in privaten Haushalten.
Kennenlernen bedeutet auch, zum Beispiel gemeinsam einzukaufen und zu kochen. Die tansanische Küche ist vielseitig und (meistens) lecker. Die Fenster sind in aller Regel ohne Glas, mit Gitterstäben gegen Einbrecher, mit Gazestreifen gegen Moskitos und mit Vorhängen gegen die Sonne und Sicht ausgestattet. So gibt es ständigen Luftaustausch im feucht-warmen Klima. Wenn der Strom ausfällt, was bei Niedrigwasser in den Flüssen und Seen durchaus regelmäßig vorkommen kann, wird mit Kerosin oder Holzkohle weitergekocht.
4. Gute Reise (Safari mwema auf Kisuaheli)
Auf der Flugreise, von Düsseldorf, Frankfurt oder Amsterdam über mehr als 8500 km kommt man am Vulkanberg Kilimanjaro vorbei, dem höchsten Berg Afrikas. Bei gutem Wetter und idealer Flugroute entstand dieses Bild in 2003. Die Folgen des Klimawandels, das Abschmelzen des Gletschers, sind über die letzten 20 Jahre sehr gut zu beobachten. In wenigen Jahren wird es diesen Gletscher nicht mehr geben. Das Mundloch ist auf dem Bild gut zu erkennen.
Spannend ist die Ankunft in Daressalam. Unsere Freunde empfangen Besucher oft in großer Anzahl, meistens mit dem Posaunenchor. Der Trumpetchoir unserer Partnergemeinde ist Stadt bekannt und wird auch für nicht kirchliche Veranstaltungen eingeladen. Ein Teil der Posaunen stammt aus dem Fundus des Frömerner Posaunenchores. Das Fehlen von Ersatzteilen wird durch handwerkliches Geschick kompensiert, auch an Kraftfahrzeugen oder anderem technischen Gerät.
Innerhalb des Landes gibt es gut ausgestattete, klimatisierte Fernbusse, die weite Strecken komfortabel -und für uns Europäer preiswert – überbrücken.
In den Städten bestimmen Dala Dala‘s den Verkehr, eine Vielzahl von kleinen und größeren Bussen, die alle und alles mitnehmen. Der Geruch von Menschen, Essen, Tieren und anderen im Inneren verdiente es, in Dosen für einen Augenblick der Erinnerung aufgehoben zu werden. Alternative für die Fernreise sind Charterflüge in kleinen ein- oder zweimotorigen Flugzeugen für 10-30 Personen, welche die größeren Städte miteinander verbinden. Je nach Wetterlage ist auch dies abenteuerlich. Bei Safaris in den Nationalparks werden Landrover oder ähnliche Fahrzeuge eingesetzt, zumal die Touristen für entsprechende Kassenlage sorgen.
5. Was macht die Partnerschaft so wertvoll?
a. Die Menschen
Selten habe ich ähnliche Großzügigkeit und Gastfreundschaft erlebt und genossen. Trotz geringen Einkommens wird das beste Zimmer hergerichtet, feines Essen zubereitet und – ganz wichtig- gemeinsame Zeit intensiv geteilt. Umgekehrt musste ich mich manches Mal schämen, wie wir in Deutschland unsere Gäste abspeis(t)en.
Mein mehrmaliger Gastgeber und ich bezeichnen uns als Brüder. Dies klingt gut, lässt freudige Ereignisse fröhlich teilen und austauschen, hat aber auch eine tief sitzende Verpflichtung: Die Familie des Bruders hat zu helfen, wenn der andere in Not ist. Dies entspricht dem biblischen Verständnis von Familie, welche anstelle von Sozial- und Arbeitslosenversicherung eintritt.
b. Die Natur mit der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt, nicht nur in den Nationalparks.
Blick in den Ngorongoro –Krater – 22km Durchmesser, eine Welt in der Welt, mit einem Salzsee in der Mitte. Die Bäume am Kraterrand „melken“ die Wolken, erhalten so die Flüssigkeit zum Überleben. Die Nationalparks, im Norden die Serengeti, Tarangire, Lake Manyara, Mt. Meru, und andere, welche jeweils eigene Populations- Schwerpunkte haben.
c. Die Friedfertigkeit
Trotz der 120 lebenden Stämme und „Vetternwirtschaft“, trotz des Nebeneinanders von Christen, Muslimen und vielfältigen anderen Glaubensrichtungen herrscht seit langer Zeit Frieden in Tanzania. Trotz des fehlenden Wohlstands werden Flüchtlinge aus dem kriselnden umliegenden Ausland – Ruanda, Burundi, Uganda und dem Kongo aufgenommen und -nach vorhandenen Möglichkeiten- unterstützt. Gemessen an der Einwohnerzahl beträgt die prozentuale Zahl derer etwa das 40zig-fache dessen, was wir in Deutschland zulassen.
d. Unterschiede, die es zu tolerieren gilt
Der – vor allem in ländlichen Bereichen - immer noch vorhandene Glaube an Wunderheiler und Kräuterdoktoren.
Nicht-Akzeptanz von Homosexualität, auch und gerade in den Kirchen.
Die spirituellen Heilungs- und Austreibungsrituale, auch um und in den Kirchen.
Zwei zweistündige Gottesdienste am Sonntagmorgen
Den Muezin, der morgens um 05.30 zum Morgengebet ruft.
6. Bisherige, gemeinsame Projekte
Ursprünglich gab es den Plan, wegen der ärztlichen lokalen Unterversorgung, zusammen eine Dispensary, eine Untersuchungsstation mit Medikamentenausgabe zu installieren. Aus dieser wurde dann mit der Zeit ein ausgewachsenes Krankenhaus. Dies hätte weiterer Geldgeber bedurft, woran es schließlich scheiterte. Die für diese Zwecke bereits gesammelten Spendenmittel wurden dann, weil inzwischen Wunsch und Wirklichkeit in der Partnergemeinde, in den Neubau einer großen Kirche gesteckt, welche etwa 800 Personen aufnehmen kann. Das Tor nach Westen trägt den Namen „Frömern“.
Ausbildungspatenschaften für einzelne, benachteiligte Jugendliche, wurden über längeren Zeitraum gepflegt, einschließlich regelmäßigem Reporting über Verbleib der Mittel und Meldung über Abschlüsse und Prüfungen. Schenke keine Fische - lehre Fischen, ist der Grundsatz dahinter.
Im Jahr 2000 wurde gemeinsam die Idee einer Schreinerwerkstatt zur Beschäftigung arbeitsloser Jugendlicher geboren. Handmaschinen und –Werkzeuge gingen nach einem Besuch unserer Partner in Deutschland mit Unterstützung eines Baumarktes nach Tanzania auf den Weg. Nach einiger Zeit erhielten wir erste Meldungen über den Betrieb. Die Kirchenbänke für die neue Kirche wurden dort geschreinert und verschiedene Jugendliche durchliefen ihre Ausbildung mit Erfolg. Dass die äußere Form nicht unseren Erwartungen entspricht, mag uns dabei nicht schrecken.
7. Laufende Austausche und Projekte.
In den einzelnen Gemeinden finden regelmäßig kleinere und größere Austauschbesuche statt. Im nächsten Jahr wird es wieder einen Besuch von Vertretern aller Partnergemeinden Daressalams auf Kirchenkreisebene geben. Nach der Restaurierung der ersten Missions-Kirche auf Kigamboni, einer vorgelagerten Halbinsel, stehen auch dort Gespräche für weitere, gemeinsam getragene Projekte an. Ziel ist und bleibt dabei der Mensch und die Diakonie, der Dienst am Nächsten.
Mit der Dhau auf schneller Fahrt
Bei aufgestellten Ohren ist es Zeit, den Rückwärtsgang einzulegen
Farben, wie nur die Natur sie malen kann
Heiner Lange